Freitag, 21. Oktober 2022

Tin Whistle , Blechflötenpfeife

Moinsen miteinander, 

genaugenommen liest hier eh niemand mit, aber ich schreibe meine Gedanken, mein Leben und zuetzt das Sterben meiner Mutter auf, so wie ich es schon lange vorhatte.

Kaffeewasser kocht, gleich zwei ganze Liter!!! Gedankenversunken!!! So als ob ich noch 12 weitere Personen zum Frühstück erwarte.

Ich merke beim schreiben das ich hin und her springe in den Ereignissen, aber die Erinnerungen an meine Kindheit kommen irgendwie urplötzlich aus dem Nichts in meinen Kopf zurück. Also belassen wir es vielleicht bei dem Versuch der chronologischen Kurzgeschichten ohne meinen Schreibstil näher zu beschreiben oder zu kritisieren. Ich werde später oder auch nicht, versuchen etwas Ordnung zu schaffen. Ich mag es selbst nicht, wenn ein Buch unübersichtlich geschrieben ist, mit vielen Protagonisten deren Namen sich kein Mensch mehr merken kann und dadurch beim lesen wilde Blätterei im Buch entsteht, wat? wie? wer hat da jetzt wen geheiratet? etc.pp.

Die Geschichte von der Blechflöte....oh mein Gott....

Manchmal frage ich mich ob mein Vater gewisse Dinge extra gemacht hat um meine Mutter zu ärgern?!

Denn Zoff zwischen meinen Eltern gab es bei uns auch des öfteren. Auch Handgreiflichkeiten. Mein Vater war sehr eifersüchtig, hat gerne getrunken. Meine Mutter war jung, sehr schön und hatte sicher ihren eigenen Kopf. Wollte sich auch ungern etwas von ihm vorschreiben lassen. Durch den Altersunterschied von 25 Jahren, mein Vater ist 1927 geboren, war er natürlich eine ganz andere Generation und hatte wahrscheinlich eine andere Wertevorstellung als meine junge Mutter. Die in den 60er Jahren Teenager war und das Leben und die Veränderungen in dieser Zeit hautnah erlebt hat und ich bei dem Theater zwischen Mutter und Vater mittendrin. Ich kann mich erinnern das beide versucht haben mich auf ihre Seite zu ziehen. Es gibt eine einzige Szene die ich tatsächlich noch bildhaft in meiner Erinnerung habe. Mein Vater kniete sich zu mir herunter, nah mich in den Arm ich sollte bei ihm bleiben, ich wäre doch Papas Kind, meine Mutter stand am anderen Ende vom Flur und hat vergeblich versucht mich zu sich zu locken.Viele andere Erinnerungen habe ich nicht mehr an meine Kindheit mit meinen beiden Eltern, vieles ist einfach ausgelöscht und nicht mehr vorhanden. Was ich auch ungewöhnlich finde, das ich keine Erinnerung als kleines Mädchen mit meiner Mutter habe, es ist außschließlich mein Vater in meiner Erinnerung, in guter Erinnerung geblieben. Wobei der ein oder andere sicher auf Bekanntschaft mit ihm hätte verzichten können. So wie ich das innerhalb der Familie mitbekommen habe war er so eine art Ganove mit großem Herz. Der aber auch nicht davor zurück geschreckt hat weiter zu gehen und sich zu boxen. Wirklich beurteilen wer er war kann ich nicht, ich habe zu wenig Erinnerung und war zu jung um ihn als Mensch und Mann in all seinen Eigenschaften zu beurteilen. Für mich war er einfach ein aufmerksamer Papa. Auch ein aufmerksamer Mann, ich habe viel Schmuck von meiner Mutter den er ihr in den paar gemeinsamen Jahren geschenkt hatte.

Da fällt mir doch tatsächlich gerade der Kosename ein, den er ihr gegeben hatte. Wie krass....

                   Blüte

Er hat Sie immer Blüte genannt. Warum wird wahrscheinlich auf immer ein Geheimnis bleiben.

Aber der Kosename für Sie war so selbstverständlich, wirkte nicht irgendwie aufgesetzt oder künstlich.

Ich glaube zwischen den beiden war eine große Liebe und wenn der Alkohol nicht gewesen wäre.....mein Vater hat zuviel getrunken, meine Mutter so gut wie gar nichts und das wurde zum Problem. Irgendwann hatte ich als Kind bei meiner Mutter im Bettkasten einen Koffer voll mit Liebesbriefen von meinem Vater gefunden. Unzählige Briefe an Sie und gemalte Bilder von uns als Familie. Briefe und Postkarten auch an mich. Ich habe Sie alle aufgehoben. Ich war als Kind schon etwas übergewichtig. Wahrscheinlich verursacht durch zu viel Kakao und Sandtaler während der Kindergartenzeit. Ich sollte zur Kur, 6 Wochen Föhr. Ich hatte vorher noch die Windpocken, so daß mich meine Eltern persönlich auf Föhr abgeliefert haben. In diesem schrecklichen Kur-Dings, ich fand es sehr,sehr schrecklich dort. Mit ganz vielen fremden Mädchen in einem Zimmer zu schlafen, so weit weg von zuhause habe ich mich jeden Abend in den Schlaf geweint. Um mir meine Trauer zu nehmen hat mein Vater mir geschrieben. JEDEN Tag bekam ich als einziges Mädchen eine Postkarte oder einen Brief von ihm. Dieser wurde dann laut vorgelesen. Warum weiß ich bis heute nicht. Was bei mir natürlich den Schmerz über unsere Trennung in diesem Moment kräftig verstärkt hat. Aber ich war auch ziemlich stolz, denn ich war die einzige von allen Mädchen die so viel Post bekam. Auf das große weiße Blatt Papier hatte er auf der Rückseite ein genauso großes Bild für mich gemalt oder ich bekam eine richtig tolle Postkarte die bis auf das letzte Eckchen vollgeschrieben und zusätzlich mit gemalten Bildchen von ihm verschönert wurde. Er hat mir jeden Tag geschrieben was er gemacht hat, was tagsüber bei uns zuhause passiert war, was bei Oma und Opa los ist und von meiner kleinen Schwester, so klein wie sie damals noch war. Denn ich hatte ein kleines Schwesterchen bekommen. Aber dazu später mehr. Wenn ich von ihr schreibe kommen mir gerade wieder die Tränen, so sehr fehlt sie mir, aber man kann im Leben Nähe nicht erzwingen. Ein Thema zwischen Schwestern für sich. Von meiner Mutter hörte ich während dieser ganzen Wochen kaum. Vielleicht hielt sie es nicht für nötig so oft zu schreiben, da mein Vater ja sehr bestrebt war den Kontakt zu mir zu pflegen. Ich weiß gar nicht mehr ob mir das damals so aufgefallen ist. Ich war ja noch Kind. Viele Jahre später beim erneuten lesen der Briefe und durch die Tatsache das meine Mutter und ich eine sehr schwierige, wenn auch auf eine andere Art sehr enge Beziehung hatten ist mir das erst wirklich bewusst geworden. Zum Glück habe ich all diese Briefe und Postkarten noch immer. Es gibt Dinge davon trenne ich mich irgendwie nicht. Gehört es ja auch irgendwie zu meiner Identität.

Zurück zu der Frage warum er mir wohl diese Flöte gekauft hatte.

Ob er mir schlichtweg keinen Wunsch ausschlagen wollte um mich nicht zu enttäuschen??? oder warum in Gottes Namen hat er mir so eine Blech-Pfeife gekauft, genaugenommen es war eine echte Tin Whistle-Blechflöte sogar aus dem Musikinstrumentengeschäft. Also genaugenommen ein echtes Instrumen kein Schrott.

Ich war wie gesagt noch klein, im Kindergarten alter und plötzlich besaß ich diese schreckliche Blechflöte. Sie war golden mit einem roten plastik Mundstück.Ich kann mich selbst noch genau an die Töne von dem Ding erinnern.....😆😂 Wenn jemand darauf spielen kann, kann diese Flöte so klingen.

https://www.youtube.com/watch?v=nz-x01fNTXI

oder so,

https://www.youtube.com/watch?v=YI2HyjxxCk0 


Im Grunde super schön, ich konnte zu diesem Zeitpunkt als kleines Mädchen aber noch nicht Flöte spielen und es endete in schrillem hysterischem Pfeifen....hölle, hölle, hölle.....schrill, anstrengend und nervig für erwachsene, aber mich hat das damals als Kind wenig gestört. Meinen Vater glaube ich auch nicht wirklich. Ich könnte mir vorstellen das ihn die Situation noch amüsiert hat wie ich mit meinen wippenden blonden Rattenzöpfchen rechts und links vom Kopf, fröhlich auf meiner Tin Whistle pfeiffend hinter ihm hergelaufen bin. 😂 Ich weiß das es damals in Oberhausen ein Musikinstrumengeschäft gab. Denn etwas später besaß ich auch noch eine Bambus-Panflöte......die aber nicht halb so schrille Töne hervorbringt wenn man versucht darauf zu spielen. 

Im Gegensatz zu dieser Blechflöte, die mich heute an Little Britain erinnert.....früügten Sie mich an einem Dienstag......duuuuudelldiiiiieeeeduuuuuu....... wie schrecklich. 😆

Meine Mutter sagte mal das ich schon ziemlich verwöhnt war, oder wurde. Bis zu meinem 7. Lebensjahr gab es kein Geschwisterchen, also hatte ich bis dahin alle Aufmerksamkeit und Liebe von allen für mich alleine. Mama, Papa, Oma, Opa sowie den Tanten und Onkels. Ein Paradies......Das ist schon ein Schock wenn da plötzlich eine Wiege steht, da auch noch was drinliegt was gefüttert werden will und Zeit in anspruch nimmt. Zeit die ich ja vorher für mich alleine hatte. Aber dazu später.

Ich hatte also diese schräge Pfeife, die ich regelmäßig von meiner Mutter weggenommen bekam, wenn ich mal wieder voller Inbrunst einen dieser bezaubernden Töne hervorzauberte. So daß man fast die Teller fallen lässt wenn der Ton so unvermittelt in der Küche um die Ecke pfeift.😆😁💥 In meiner Erinnerung habe ich dann auch nicht weiter protestiert wenn das Ding daraufhin im Schrank verschwand. Alles andere werde ich auch nie mehr erfahren.

Was meine Mutter allerdings mal erzählt hat, das ich mich gerne im Geschäft auf den Boden geworfen habe um ganz klar zu zeigen wie doof ich das finde, wenn ich etwas haben wollte was ich dann ausnahmsweise mal nicht bekam....soviel zum Thema verwöhnt sein!

Das war alles zu der Zeit als mein Vater noch lebte! Nach seinem Tod, ich war damals ja erst neun. Sah das Leben, mein Leben, unser Leben und ganz speziell das Leben meiner Mutter sehr anders aus. Denn durch seinen Tod, mit der Tatsache das meine Mutter nun arbeiten musste hat sich bei uns auch grundlegendes geändert.

Das Leben von der Pfeife endete bei meiner Oma, meine Mutter konnte das Gedudel nicht lange ertragen. So landete das Ding eines Tages mit mir, bei meiner Oma. Wo es dann auch blieb. 

Für die ganzen anderen Enkelkinder die da noch folgen sollten.

Ich glaube ich kaufe mir nochmal so eine Thin Whistle ..... Tin Whistle, Tin wie die Dose nicht thin wie dünn.😉

Kindergarten

Ich war gerne dort. Jeden Morgen wurde ich von Mama oder Papa zum Kindergarten gefahren. Auf dem Weg dorthin lag eine Bäckerei, wo wir jedesmal hielten um für mich einen Sandtaler und einen Kakao für das Frühstück im Kindergarten zu kaufen. Ich liebte diese Routine, dieses spezielle Ritual in der Ruhe der Morgendämmerung. Den ganz besonderen Duft von frischem Brot und süßem Gebäck der einem schon auf der Straße entgegen kommt, wenn sich die Tür vom Bäcker öffnet um sich an all den frischen Dingen zu erfreuen.

Am ersten Tag im Kindergarten hatte meine Mutter Angst ich würde weinen, zu ihr zurück wollen und ganz unglücklich sein. Aber weit gefehlt!😆😂😂im Gegenteil, ich fand schnell Anschluss und ging gerne in den Kindergarten. Mir viel allerdings schon damals als Kind auf, wie unterschiedlich Kinder sind. Es gab einen Jungen, den mochte ich besonders, warum weiß ich nicht. Er gefiel mir glaube ich optisch sehr gut. Er hieß Holger hatte dunkelbraune Haare wie mein Papa und regelmäßig Nasenbluten, in meiner Erinnerung trug er damals eine dunkelblaue Cord-Latzhose. Wenn Holger mal wieder auf dem Rücken auf der Sportmatte lag, saß ich neben ihm und habe mich etwas gekümmert. So daß er nicht alleine war. Ich habe mich gerne um ihn gekümmert. Zumindest war ich gerne bei ihm.
Dann gab es eine Tanja, die damals etwas älter und größer war als ich und trotzdem noch regelmäßig in die Hose gemacht hat. Tanja trug eine rote Hose in Schottenkaro und sie roch regelmäßig nach Pippi. Ich war als Kind schon früh trocken und ging im Kindergarten schon selbst zur Toilette. Ich kann mich aber erinnern das dieses Mädchen des öfteren unangenehm roch.
An einem Tag hatte ein anderes Mädchen  heimlich etwas besonderes von zuhause mitgebracht. Wir Mädchen saßen zu dritt an einem dieser kleinen Kindertische und warteteten ganz neugierig darauf eins dieser mir unbekannten mini Bonbos zu bekommen. Allerdings war das Bonbon nichtmal halb so lecker wie vermutet....😝😆😂😂💦 Dieses Mädchen hatte heimlich von zuhause Süsstoff mitgenommen um es nun großzügig an uns zu verteilen. Eine kleine Dose Natren. Diesen flachen runden Süßstoffspender mit hunderten von kleinen Drops. Da ich neugierig war saß ich natürlich mit am Tisch und wollte kosten.....ich hätte gerne mein Gesicht gesehen, die Drops schmeckten fürchterlich. Sprudeln etwas und pritzeln auf der Zunge. 
 
Ich glaube auch ich habe nach dem ersten Drops gesagt ich möchte keins mehr probieren. 
 
Kurz darauf kam auch die Kindergartenhelferin, guckte und sagte, ohhhh neeee das ist aber nix für euch. Hat alle kleinen Bonbons einkassiert und wir mussten wieder Bauklötzchen stapeln.
 
Bauecke ist das nächste Stichwort. Bevor ich aber zur Bauecke komme, saßen wir Kinder zusammen im Stuhlkreis und es wurde gesungen. Ich bin ein Bibabutzemann.....der geht im Kreis herum widebumm....usw. usw. mir war das irgendwann zu langweilig. Ich bin mittendrin einfach aufgestanden in die Bauecke gegangen um dort etwas spannenderes zu machen und alle anderen Kinder hinter mir her......😆😆😆😆an singen war nicht mehr zu denken, sagte meine Mutter. Das hat wohl für Gesprächsbedarf gesorgt, sonst hätte meine Mutter das ja nicht gewusst.

Ich weiß gar nicht wie man so etwas bei Kindern nennt. Rückblickend Analyse machen ist auch irgendwie gruselig, warum ist sie so geworden wie sie ist.....spooky.....

Dann gab es noch eine gemeinsame Situation am Tisch, beim gemeinsamen malen. Ich muss wohl alle Stifte an mich genommen haben, mit der Bemerkung, ihr müsst mich jetzt alle fragen wenn ihr einen Stift haben möchtet......oh nein..... wie gruselig....ich schäme mich im nachhinein noch dafür. Obwohl ich das ja nur von meiner Mutter weiß. Könnte ja auch mit viel Glück gelogen sein😆😆😆😆💥
Ob sie tatsächlich alle gefragt haben, oder jemand gepetzt hat wie doof ich bin weiß ich nicht. Ich hätte aber Verständnis dafür.
 
Meine Mutter wollte auch immer gefragt werden!!! Sie hatte es überhaupt nicht gerne wenn ihre Schränke ungefragt geöffnet wurden. Oder wenn ich überhaupt irgendwo dran gegangen bin, ohne zu fragen. Ich musste für alles fragen. Mein Opa war ähnlich. Es geht um einen Kaugummi aus dem Wohnzimmerschrank. Ich hatte meine Oma gefragt ob ich mir ein Kaugummi nehmen dürfe. Mein Opa war starker Raucher und hatte die rechte obere Seite von dem Schrank im Wohnzimmer für sich alleine, für seine Zigarettenstangen, seine Medikamente, Kaffee und Kaugummi, was da sonst noch drin war kann ich gar nicht mehr sagen. Ich wusste allerdings das sich Kaugummi darin befand.

Meine Oma war oben im Haus und hatte Wäsche gefaltet, ich hatte Sie gefragt ob ich einen Kaugummi dürfte, natürlich sagte sie.....Ich ging also runter ins Wohnzimmer. Mein Opa lag wie jeden Mittag auf dem Sofa und schlief......was die Sache erheblich erschwerte.
Besagter Wohnzimmerschrank hatte vorne in der Mitte Magnet verschlüsse. Es war so gut wie unmöglich den Schrank ohne Geräusche zu öffnen.....😆😆😆😆nicht nur so gut wie...es war unmöglich.
Ein Blick zu Opa, ok....schläft, die Augen sind zu....ich mich an den Schrank geschlichen, den Blick nicht von Opa abgewendet, versuchte ich nun geräuschlos den Schrank zu öffnen.......KLACK.....scheisse!!!!!! An dem Punkt wo sich der eine von dem anderen Magnet löst ging es nicht geräuschlos... der Schrank funktionierte in diesem Moment wie ein riesiger Resonanzkörper. Mein Opa  sofort EIN Auge auf!!!!!! Wie ein lauernder Hund vor seiner Hütte. Der erste Satz an mich, "hast Du gefragt????" Ja, ich habe Omi gefragt, die ist oben und faltet die Wäsche. 
Ich hatte sicherheitshalber schnell meine Frage nach dem Kaugummi bei ihm wiederholt, um den Frieden zu wahren....ich durfte eins. Yeeeaahhh. Aber auch nur eins! Welches ich während des mittagessens auf einen Unterteller legen musste um ihn nach dem essen weiter zu kauen. Ein zweites gab es nicht, der Kaugummi war ja noch gut!!! Steinhart aber noch gut.😆😆😆💥😂
Mein Opa war sehr streng aber nicht gewalttätig. 
Allerdings gab es zwei Kontakte mit ihm die ich nicht mehr vergessen habe. Ich hatte bei Oma und Opa im Haus, ganz oben unter dem Dach ein kleines Kinderzimmer. Da ich mehr bei meinen Großeltern aufgewachsen bin als bei meiner Mutter. 
Wenn meine Oma mich am Abend zu Bett gebracht hatte saß sie oft lange neben meinem Bett und hat mir Geschichten vorgelesen, sehr zum leidwesen von meinem Opa. Der am Abend sein Abendbrot von ihr gemacht bekam, um dann punkt 20.00 Uhr die Tagesschau zu sehen und anschließend das Abendprogramm. Sowie jeden Sonntag den Presseclub. Was mich als Kind tierisch genervt hat, denn es kamen doch viel schönere Sendungen als die alten Männer am Tisch die nur Dinge besprachen die ich nicht verstand und die mich gelangweilt haben. 
Aber Opa war politisch interessiert und hat sich auch gerne aufgeregt!

Zurück zu dem Abend an meinem Bett, meine Oma hatte wieder Geschichten vorgelesen, irgendwann ist sie nach unten gegangen, ins Wohnzimmer. Ich glaube mein Opa hatte gesagt Du gehst da jetzt nicht wieder rauf, Sie schläft jetzt alleine. Denn ich habe versucht durch lautes Schreien und rufen OOOOOOOOOMMMMMIIIIIIIIIIIII meine Oma wieder nach oben an mein Bett zu locken. Was nicht passierte....was mich noch mehr anstachelte, ich wollte in dem Moment nicht alleine sein, oder nur meinen Dickkopf durchsetzen! 
 
Bis ich meinen Opa von unten rufen hörte!!!! "wenn Du jetzt nicht gleich ruhig bist, komme ich nach oben!!!!!" Was völlig neu für mich war!!!! Denn mein Opa war bedingt durch seine Zuckerkrankheit schlecht zu Fuß und kam nie bis ganz nach oben unters Dach. 
Weit gefehlt.....ich gab keine Ruhe und Opa machte seine Androhung war..."ach du scheisse..."
schlimm war, das ich jeden Schritt verfolgen konnte bis er oben auf dem Flur stand, während ich in meinem Kinderbettchen wartete. Die Schritte entfernten sich aber nicht wieder!
Jede einzelne Stufe hörend, auf das was da nun folgen wird......
 
Hintern voll.....mein Opa hatte Kraft, er war Kranfahrer auf dem Bau gewesen. Die zwei, drei Schläge auf den Hintern hatte ich bemerkt. Ich fing sofort an zu heulen auch durch den Schock, denn ich hatte nicht damit gerechnet das er wirklich bis unters Dach klettert. Über mein Schluchtzen und weinen bin ich dann auch eingeschlafen. Das war das einzige mal Poppo voll. Später bekam ich vor versammelter Familie nochmal eine Ohrfeige von ihm. Woraufhin meine Mutter völlig ausgeflippt ist. Er hätte mich nicht zu schlagen....es gab wohl keinen richtigen Grund ihrer Meinung nach. Seiner Meinung nach hätte ich ein Widerwort gegeben. Das war es aber auch an körperlicher Züchtigung von ihm, meine Oma war eine sanfte, sehr liebenswerte, gutmütige Frau, sie hat und hätte nie geschagen. Sie hat sich auch gegen meinen Opa nie aufgelehnt auch wenn er oft ungerecht war.
 
Das war eine ganz andere Zeit damals. Genauso ist es komisch wenn ich daran denke was sich gerade weiter tut. Ich bin jetzt 49 und wir reden über Gendern in der Sprache. Das diese Entwicklung so lange gebraucht hat und jetzt doch so plötzlich kommt, ist irgendwie irritierend.
Ich glaube auch diese Irritation darüber ist das Problem.
 

Denn es ist wichtig das Frauen nicht unterdrückt werden im Leben. 

 
Zu der Strenge die zum Teil bei uns herrschte fällt mir eine Situation mit meiner Mutter ein. Ich war noch nicht in der Schule, habe aber schon immer viel und gerne geredet.
 
Meine Mutter stand in der Küche und hat abgewaschen, wir hatten noch keine Spülmaschine. Erst Jahre später hat meine Mutter sich für damalige Verhältnisse eine extrem teure Küche geleistet, die bis heute genauso gepflegt existiert. Meine Mutter hat sehr auf Qualität geachtet, lieber gespart und dann etwas vernünftiges, als billigen Plunder zu kaufen. Bis zuletzt mochte Sie Läden wie Kik oder diese 1 € Läden nicht. Hat möglichst diese Stinkeläden wie Sie sagte gemieden. Ich liebe völlig unerklärlicher Weise Kitsch, Plunder, Woolworth und glitzernde Weihnachten total. Es darf ruhig viel und too much sein. Es darf nicht geschmacklos sein, oder werden. Aber ich mag es wirklich amerikanisch. Wenn das nicht sogar schon für den ein oder anderen geschmacklos ist. Ich kann das nicht verheimlichen. Möchte ich auch nicht! Ich liebe es!!! Gerade zu Weihnachten darf es ruhig viel sein! Jeder Mensch ist anders und die Vielfalt macht es aus. Wenn man die Art des anderen zu leben nicht aufgezwungen bekommt. Ich hatte meiner Mutter im letzten Winter kurz vor Ihrem Tod noch ein mit LED beleuchtes Bild mit Glitterwirbel für an ihr Bett im Hospiz geschenkt. Mit dem Hintergedanke, ihr etwas zu schenken was Sie betrachten und verfolgen kann in der Bewegung, mit der Hoffnung sich darüber etwas abzulenken. So wie einen kleinen mini Tannenbaum den ich mit silbernen Herzchen aus Glas und kleinen LED Lichtern geschmückt hatte. Ich wollte ihr einfach eine Freude machen und hatte gehofft das wir noch ein letztes Weihnachten zusammen erleben werden. Weihnachten war immer ein schönes Fest bei uns. Leider war das nicht mehr der Fall. 
 
Zurrück zu meiner Mutter und mir in der Küche.
 
Mama stand in der Küche hat gespült, ich musste ihr wahrscheinlich wieder irgendetwas brandwichtiges mitteilen. Allerdings waren das Tempo meiner Worte meine Gedanken, alles war irgendwie durcheinander geraten und es endete in reinstem Gestotter und Gestammel. 
Diese Situation in der Küche erinnere ich bis heute.
Woraufhin meine Mutter sagte, Du gehst jetzt nochmal in Dein Zimmer, überlegst Dir in Ruhe was Du mir sagen möchtest und kommst dann wieder. Mit dem Hinweis erst zu überlegen, dann zu reden und  nicht zu schnell zu reden! Ok, das habe ich getan und dann ging es auch. Bis heute denke ich, ich habe versucht in die wenige Zeit mit meiner Mutter schon früh möglichst viele Informationen für Sie zu verpacken. Ihr viel von dem mitzuteilen was mich schon früh beschäftigt hat und was ich um mich herum wahrgenommen habe.

Es war nie krankhaftes stottern, aber an meine Ungeduld beim reden kann ich mich gut erinnern.



 
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